Beim McFrüh einfach gut aussehen
24. April 2012Shooting,Advertising,Behind the Scene
Fünf Uhr dreißig aufstehen. Sieben Uhr da sein. Lächeln, glänzen, moven, sporten, von Null auf Hundert shooten in der Frühschicht. Hieß es fünf Tage lang. Für über dreißig Leute. Das war eine heftige Woche da unten im Frankenland. Im superschniegelnagelchicen neuen McFit-Studio zu Nürnberg. Ein Wahnsinnsding mit 8 sogenannten Trainingsmodulen und einer Gesamtfläche von 2.500 qm.Das Wichtigste dabei? Dass die Laune wirklich gut war. Und zwar durchgängig. Über alle Mannschaftsteile. Das muss mal gesagt werden. Mit großem Dank an jeden Einzelnen. So sollte es immer sein. Dann sieht man’s auch auf den Bildern.
Genau genommen waren wir zwei A-Teams, die parallel über das Parkett kombinierten. Das eine für die PR-Abteilung, das andere – meins – für‘s Marketing. Beide mit eigenem Assistenten, Styling, Make Up, Produktioner und Trainer. Dazu einen Digitaloperator, einen Art Director und natürlich die 20 Models, die wir uns geteilt haben. Ein Kick Off für die tolle Stimmung war, dass beide Crews nicht etwa gegeneinander antraten, sondern sich schön harmonisch die Pässe zuspielten. Das ist nicht alltäglich und lag auch daran, dass der andere Knipser ein richtig guter Freund und Kollege von mir ist. Ralph – so heißt er – war früher mal mein ständiger Assistent und steht jetzt seit ca. drei Jahren fest bei McFit unter Vertrag. Ja – und jetzt durften wir wieder mal zusammen ran. Den Vormittag über hat jeder zwei Räume gemacht, mit verschiedenen Perspektiven. Mittags wurde getauscht, Ralph wechselte auf meine Baustelle und umgekehrt. Das flüssige Wechselspiel half uns, die Umbauzeiten schön flach zu halten. Denn in den großen Hallen war eine Menge Licht gefragt. Da reichten meine 14 Blitzlampen und die vom Kunden gar nicht aus, wir haben noch welche dazu gemietet. Gegen Abend war dann Zeit für die Bilder von den Einzelübungen und für die Porträts – beide schön vor weißem Hintergrund, damit es plakativ wirkt und gut freistellbar ist.
Wir waren praktisch überall in diesem Prototyp eines Fitness-Centers, der mit der schwitzigen, kleinteiligen Muckibude von einst nun wirklich gar nichts mehr gemein hat. Das ist der korrekte Muskelaufbau für die Generation iPhone, iWorkout sozusagen. Hautnah beim Cybertraining, cool distanziert in der Rückenstraße, mit Lucky Punch im Box Workout, leicht schwindelig beim Spinning, hin und her am Stretch Boy und mit Westcoastfeeling durchs L.A. Workout. Dabei ist es Ralph und mir sogar gelungen zu verhindern, dass der eine den anderen oder dessen Aufbau zufällig im Bild hat. Was sicher relativ peinlich gewesen wäre.
Nun wünschen wir den McFittlern viel Spaß mit diesem Stockmaterial, das – streng nach dem Hausmotto „Einfach gut aussehen“ – sicher eine Weile für Print und Web vorhalten wird. Aber wir kommen auch jederzeit gerne wieder. Wenn es wieder etwas Neues gibt. Ganz egal, ob es nun McFrüh, McEvening oder von mir aus auch McNight sein soll.
Jump Morgenshow Shooting
1. März 2012Shooting,Celebrity,Portraits,Advertising,Behind the Scene
Kunde: Pretzlaw Communications
Motiv: Jump Morgenshow
AD: Ulrike Höcker
Make-Up: Ilka Jänicke
Herbst und Winter an einem Tag!
9. Dezember 2011Shooting,Advertising,Behind the Scene
Kunde:Summerhouse
AD: Anja Rosendahl
Assistent: Lea Mangelsdorf
Voila!
2. Dezember 2011Shooting,Advertising,Behind the Scene
Kunde: Galeries Lafayette
Art Direktion: Anja Rosendahl
Redaktion: Nelly Hemmann
Assistentin: Franzi Maiwald
Rain Man 2011
14. November 2011Shooting,Advertising,Behind the Scene
Im Sommer 2011 war nicht nur das Wetter schlecht. Mindestens genauso bescheiden waren die Wetterprognosen. Aber die waren eigentlich das einzige, über das ich mich in dieser Zeit regelmäßig aufgeregt habe. Denn ansonsten ging es mir richtig gut. Ich war mein eigener Chef, mein eigener Regisseur, mein eigener Art Direktor; ich konnte schießen, was ich wollte bzw. was ich für richtig hielt. Vorausgesetzt, es hatte mit Bioethanol zu tun oder stand in Zusammenhang mit dessen Produktion. So lautete das Briefing vom Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe).
Ich machte mich auf den Weg durch den deutschen Sommer. Immer und immer wieder dank der Meteorologen und der von ihnen angesagten Hochs und Tiefs, die dann regelmäßig auf das Gegenteil hinaus liefen. Zu den Kornfeldern in der schönen Uckermark. In und ums Zuckerdorf Klein Wanzleben in der Magdeburger Börde, wo gerade die Rübenernte anstand und die Nordzucker AG sich um die Weiterverarbeitung kümmert. Nach Premnitz im Havelland und Zörbig in Anhalt-Bitterfeld, wo die Raffinerien der Verbio und esp Chemie aus Getreide Bioethanol machen.
Eine Menge gelernt habe ich während der fünf Tage, die das Ganze summa summarum gedauert hat. Dass Bioethanol aus den Stärketrägern Gerste, Roggen, Weizen und Zuckerrüben gewonnen wird. Dass dieser Prozess der Schnapsherstellung nicht unähnlich ist, über Maische, Fermentation, Vinasse, Melasse und Fermentation abläuft und das Ziel ganz einfach Glukose heißt. Dass es viele große Tanks gibt, die bei Nacht am spannendsten aussehen. Dass ein Berg Zuckerrüben seinen eigenen Charme hat. Dass die Reinheit penibel wie in der Lebensmitteltechnik in Laboratorien überwacht wird. Dass das, was dabei heraus kommt, recht süßlich riecht und dem Zuckerrübensirup gleicht, den sich manch einer auf die Frühstücksschrippe streicht. Dass alle, die nicht Diesel tanken, mit Ethanol fahren, weil bis zu fünf Prozent davon in jeder Benzinsorte enthalten sind. Dass das berüchtigte E10 sogar mehr aus dem Motor herausholt als seine herkömmlichen Geschwister. Dass es darüber hinaus ein E85 für entsprechend ausgerüstete Flexi Fuel Vehicles gibt, die mit bis zu 85 % des klimafreundlichen Kraftstoffes und nur noch 15 % Benzin aus Erdöl auskommen. Dass am Ende die allgemeine Skepsis an der Zapfsäule wohl eher psychologisch begründet war.
Jetzt jedenfalls ist von meiner Seite aus alles getan, damit sich da etwas ändern kann. Der BDBe hat nun für die gesamte Kette von den Rohstoffen über die einzelnen Produktionsschritte bis hin zur Tankstelle einen schönen Fundus an Bildern im Archiv. Wann immer er nun über nachwachsende Rohstoffe, unabhängige Energieversorgung und die Verbesserung der Klimabilanz informiert, werde ich indirekt dabei sein. Und so dazu beitragen, dass der Kraftstoff, der in vielen Ländern der Erde bereits ganz normal ist, seinen Weg in die Tanks der hiesigen Automobilisten findet. Wenn es soweit ist, dann wäre wirklich etwas geschafft. Und man könnte als nächstes Problem vielleicht die Verbesserung unserer Wettervorhersagen flächendeckend anpacken. Wobei ich als praxiserprobter Rain Man auch dort gerne die passenden Bilder dazu machen werde.
Vom Perfekten zum Unperfekten
9. September 2011Shooting,Celebrity,Portraits,Advertising,Behind the Scene
Politik ist ein Produkt, bei dem es zunächst auf die Verkäufer ankommt. Ein parteiübergreifendes Naturgesetz. Gut rüberkommen müssen die Damen und Herren auf ihrem Weg ins Abgeordnetenhaus oder die Bezirksparlamente. Die richtige Mischung aus Volksnähe, Würde des Amtes und persönlicher Note will getroffen sein. Dabei hat die Berliner CDU – unter anderem – an mich gedacht. Habe ich doch einmal einen Jungen, der dem Bundestagsabgeordneten Kai Wegener ins Ohr flüstert, so erwischt, dass sich das Motiv zum parteiinternen Klassiker entwickelt hat.
Jetzt hatte ich 30 Köpfe an einem Tag. 2856 Bilder bunt vor weißer Leinwand. Großer Aufbau mit Podest und Licht satt. Im Schaltzentrum der Partei. Die Schüsse für die Laternenplakate. Erst solo. Dann jeweils beim Shake Hands mit dem Spitzenkandidaten Frank Henkel. Da muss man aufpassen, dass sich keine Routine einschleicht. Öfter mal einen Spruch einstreuen, nicht zu kess, nicht zu smart, nicht zu brav. Und immer motivieren, wer lächelt schon gut im ersten Versuch. Und die Ungeduld der Kandidaten zügeln, wenn sie schon zum nächsten Termin flüchten wollen. Es war unruhig, es war laut, es musste schnell gehen – doch am Ende war die Serie perfekt. Die Resultate können sich berlinweit sehen lassen.
Dann hieß es: rein in die Bezirke. Zwei Herren mit allem Drum und Dran mitten in ihrem Wahlkreis. Bei Carsten Röding ist es Spandau. Bezirksbürgermeister möchte er werden, das Szepter vom Urgestein Konrad Birkholz übernehmen, daher das Motiv mit Staffelstab und Rathausturm für die heiße Phase. Zuvor aber die Familie, mein politisches Gesellenstück. Gut, dass er zwei tolle Kinder und eine freundliche Frau hat. Die haben sich nicht nur sofort zur Verfügung gestellt, sondern auch prima mitgespielt. Die Atmosphäre war leger und unaufgeregt, so dass sich die Bilder fast von selbst perfekt arrangierten. Die Tochter ist übrigens Profi durch und durch, er kann sie im Grunde gleich mit ins Rathaus nehmen. Und: Vielen Dank, Herr Röding, für das leckere Floriada-Eis!
Etwas komplizierter – eine Herausforderung – wurde es dann in Tempelhof-Schöneberg. Was nicht am Berliner Generalsekretär Bernd Krömer sondern an unserem Fotokonzept lag. Herr Krömer, noch Bezirksstadtrat, möchte das geschichtsträchtige Schöneberger Rathaus mit seinem berühmtem Balkon „ganz erobern“. Sich – wie Herr Röding an der Havel – zum Bürgermeister dieses Bezirkes mit den vielen Gesichtern wählen lassen. Herr Krömer weiß, was er will. Also sollte es ganz nach oben in den Turm mit der Freiheitsglocke gehen. Wir trafen uns an einem sonnigen Morgen, das Zeitfenster war bis zur BVV-Sitzung um 10 Uhr geöffnet. Alles ging gut bis zur dritten Etage. Dort nämlich endet der Rathausfahrstuhl. Weiter zu Fuß über äußerst schmale Stufen, was zu Schweißausbrüchen führte. Schließlich brauchten wir jede Menge zusätzliches Licht als Pendant zum hellen Vormittag und Eile war geboten. Nach 40 Minuten hatten wir Herrn Krömer drei Meter über dem Boden ganz lässig am Zifferblatt. Das Seitenlicht kam von der Lampe, die wir rechts von ihm per Maxi-Stativ auf sieben Meter geliftet hatten. Herr Krömer fand es klasse und ich kann mich ihm nur anschließen. Was übrigens nicht nur an der Hauptperson, sondern auch am Schöneberger Gasometer, der sich so fein ins Bild fügt, liegt. Ein wenig Zeit blieb noch für den Rudolph-Wilde-Park. Auch ein schönes Plakatmotiv. Man achte auf den goldenen Platzhirschen, der mit dem gesunden Selbstverständnis des Kandidaten perfekt korrespondiert.
Bleibt noch das Extra nur für mich. Nachdem die 30 Kandidaten in der Parteizentrale im Kasten waren, gab es einen speziellen Moment. Herr Henkel war noch da, das Podest auch und meine Idee, die eher ein Gefühl war. Er war einverstanden mit einem Solobild, einem Editorial exklusiv für den Fotografen. Der Tisch kam von rechts, jemand rückte eilig die Parteifahnen hinzu, und Frank Henkel stand. Und zwar so, wie er sich selbst sieht ohne jegliche Regieanweisung meinerseits. Dieses Bild gefällt mir persönlich. Weil es so herrlich zwischen staatstragend und improvisiert changiert. Weil es gewollte Größe mit kleinen Unzulänglichkeiten kombiniert. Weil es aus einem Moment heraus entstand und doch ewig so andauern könnte. Weil es vielleicht so, wie es scheint, auch wirklich ist und damit in etwa dem Charakter unserer Stadt entspricht. Weil es eben nicht perfekt für den Wahlkampf, sondern auch etwas unperfekt wie das Leben ist.
Abschied von einem Vorurteil
12. August 2011Shooting,Advertising,Behind the Scene
Backwaren sind Industrieprodukte, werden irgendwo maschinell hergestellt, kommen vom Fließband. Deswegen sehen sie überall gleich aus und schmecken auch so. Also globalisiert wie so vieles andere auch. Dachte ich.
Bis die Agentur Cage, Fish und Partner anrief und wir das Shooting bei „De Mäkelbörger“ vereinbarten. Die stammen – man ahnt es wohl – aus dem Norden und sind gerade dabei, immer mehr Berliner und Brandenburger von sich zu überzeugen. Womit? Mit Broten, Brötchen, Kuchen und Torten, die nach alter Handwerkstradition gebacken und komponiert werden. Hier geht Handarbeit vor Massenware, was für große Sorgfalt und Frische, aber auch für Einfallsreichtum und neue Ideen steht. Und für immer mehr sichere Arbeitsplätze, denn das „De Mäkelbörger-Prinzip“ kommt gut an und setzt sich durch. Weil es gut schmeckt, abwechslungsreich und deutlich anders als andere ist.
Für uns hieß das erstmal wieder: Nachtschicht. Rein in die Handwerksbäckerei in Wustermark im Havelland. Hier war es fast taghell, ein wenig HMI-Licht dazu, das reichte völlig aus. Die Leute waren superfreundlich, erklärten uns, was sie da genau machten – man merkte einfach, dass sie Spaß am Backen haben. Und ich glaube, das sieht man auch gut auf den Bildern, die demnächst in den Filialen großformatig für Atmosphäre sorgen. Meine anfänglichen Bedenken, ob Kamera & Co sich mit Korn & Mehl gut vertragen, stellten sich als übertrieben heraus. Die Sensoren haben es gut ausgehalten, das Equipment war genauso gut gelaunt wie die Backerinnen und Bäcker bei ihrer Arbeit. Am nächsten Tag haben wir uns dann die fertigen Brötchen, Laibe und Torten aus der Nähe vorgenommen. Die Liebe zum Detail stand im Fokus, der frische Auftritt, die natürliche Erscheinung und das ansprechende Äußere – all das, was uns Deutsche häufiger als viele andere zum Brot und zu seinen Verwandten greifen lässt.
All jenen, die nun fragen, wo man die Backwaren von den sympathischen Handwerkern in und um Berlin erhalten kann, sei verraten: „De Mäkelbörger“ tritt bei uns als „Der Havelbäcker“ auf. Soviel Zugeständnis ans moderne Marketing muss bei aller Tradition gestattet sein. Die Havel ist uns näher als MeckPomm, und sie merkt sich auch leichter. Bis zum Jahresende wächst „Der Havelbäcker“ auf etwa 140 Filialen und wird sicher dafür sorgen, dass es immer mehr Leuten so geht wie mir. Sie kommen auf den guten Geschmack der von Hand hergestellten Backwaren. Sie verabschieden sich auf leckere Weise von ihrem altbackenem Vorurteil der Industrieschrippe. Und sie verzehren mit Freude und Appetit, was mit Freude und Verstand für sie gemacht wurde. Denke ich.
Hochformat mal anders!
24. Juni 2011Shooting,Film,Advertising,Trips
Neulich konnte ich, als ich die aktuellen Figuren aus dem Repertoire von Mr.EDD&Lefou fotografiert habe, eine neue Variante kennenlernen um eine Hochformataufnahme aufzunehmen. Werde in kürze die Technik mit den Assistenten üben! Zudem konnte ich es mir nicht nehmen lassen wieder mal ein paar SW-Filme mit zu machen. Diesmal von ihren Kostümen aus ihrer Schachdarbietung. Unbedingt ansehen wenn sie in der Nähe sind!
Summer House
7. Juni 2011Shooting,Camera,Film,Advertising
SUMMERHOUSE – das klingt nach idyllischem Landleben, nach Wohnen am Strand mit Meeresrauschen, in jedem Fall aber nach schönem Wohnen in schönem Ambiente. Und genau dazu wollen wir mit einem breiten Sortiment an Wohnaccessoires beitragen. An unseren Standorten in Bremen und Berlin lässt ein außergewöhnlicher Mix von Einrichtungsgegenständen im Kolonial-, US-Ostküsten-, aber auch englischen Landhausstil individuelle Wohn(t)räume wahr werden. Fühlen Sie sich herzlich willkommen beim Stöbern in besonderer Atmosphäre.
So der offizielle Pressetext zu dem schönen Einrichtungsladen in der Berliner Ludwigkirchstr. 5 den ich vor ein paar Wochen fotografieren durfte.
Aus Überzeugung wurden auch wieder ein paar Polaroid 665 Filme mit belichtet.
Eine perfekte Premiere
1. Juni 2011Advertising,Behind the Scene,Trips
Irgendwann darf jeder gute Fotograf das erste Mal ins Schloss. Anfang April war meine Premiere. In Stein. Im Frankenlande. Beim Grafen Faber-Castell. Natürlich ging es nicht um den Herrn persönlich. Sondern um sein Unternehmen – in achter Generation im Besitz der Familie, um seine weltberühmten Produkte und um das, was sich der Art Director und seine Kollegen von der betreuenden Agentur Clausecker?Bingel. Ereignisse – kurz CB.e – zum 250jährigen Bestehen des Hauses ausgedacht hatten. Es ging um genau das, was bereits Lothar von Faber Mitte des 19. Jahrhunderts neben erstklassiger Qualität, modernen Produktionsanlagen und sozialer Verantwortung als entscheidend für den Erfolg der von ihm kreierten allerersten Marke auf diesem Markt betrachtete. Es ging um die Präsentation der Warenwelt, die Darbietung der Stifte, Schreibgeräte und Künstlermaterialien – heute wie damals entscheidend, um die unwiderstehliche Begehrlichkeit beim potenziellen Verwender auszulösen.
Ja, und dann rückten wir an. Zusammen mit den Displays für die Ausstellung „Kreativ durch alle Zeiten“, die ähnlich einem dreidimensionalem Themenparcours von CB.e für das Faber-Castell-Jubiläum entwickelt worden war. Gut, dass die in dekorativen Bilderrahmen dargebotenen Pop Ups auch den ökologisch-nachhaltigen Prinzipien des Unternehmens folgen. So sind sie aus ungewöhnlich leichter, umweltfreundlich bedruckter Pappe gemacht, um Material, Gewicht und Kosten zu sparen. Und so war es keine große Sache, dass der Fahrstuhl im Schloss just in dem Moment seine Dienste verweigerte und wir alles von Hand nach oben tragen mussten. Eine Premiere auch für CB.e und den Kunden, wurde doch hier – im Gobelin- und Ballsaal – die Ausstellung zum allerersten Male aufgebaut. Das ging recht schnell, so dass meine Bühne für die Gesamtpräsentation bald bereitet war. Die Lichtsituation an beiden Tagen war prächtig, so dass ich die durchs Fenster perfekt mitspielende Natur nur mit knappen Akzenten unterstützen musste, bevor ich für die dramatischen Nachtaufnahmen dann doch etwas mehr Lampen ausgepackt habe.
Parallel dazu richtete ich mir in der Romanischen Halle ein Studio ein, um auch für die Einzelaufnahmen der edlen Tafeln vor weißem Hintergrund gut gerüstet zu sein. Der ganze Platz war schon ein Hauch von Luxus, wenn man sonst oft auf eher enge Verhältnisse trifft. Wo hat man schon sechs Meter Raumhöhe und mehr! Wo sonst kann man einen fast vier Meter breiten Hintergrund aufbauen, an dem man locker zwei Meter links und rechts zum Vorbeilaufen hat! Nicht schlecht möchte ich mit dem noblen Understatement meiner gräflichen Umgebung sagen, es war ein angenehmes Arbeiten, von dem die Motive wie allseits anerkannt profitiert haben. Da machte es auch nichts, dass ich zuviel Licht und Technik dabei hatte, um auf alle Unabwägbarkeiten eines ehrwürdigen alten Schlosses und seiner abgeschiedenen ländlichen Lage vorbereitet zu sein.
Meine Premiere war rundum gelungen – und die von CB.e und „250 Jahre Faber-Castell“ auch. Nun geht die Ausstellung bis November in insgesamt 12 Exemplaren auf Welttournee. Von Istanbul über das Berliner KaDeWe bis nach Singapur, 20 Länder, fünf Kontinente in neun Monaten. Darüber und über das gelungene Material für Pressearbeit, Internet etc. freuen sich Fotograf, Agentur und Unternehmen. Und sicher freut das auch den Herrn, der mir einmal kurz auf der Treppe begegnete. Das war Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell höchstpersönlich, der das Haus nach wie vor unter dem Motto seiner Vorfahren leitet: „Das Beste machen, was überhaupt gemacht wird.“
Paradoxon im Reinraum
29. März 2011Shooting,Equipment,Advertising,Behind the Scene
Es begann mit den atmosphärischen Produkt-Stills für u2t photonics. Das Berliner Unternehmen entwickelt und fertigt superschnelle optoelektronische Bauelemente für die Glasfasernetze der Telekommunikationsindustrie. Die kleinen goldenen Kästen verwandeln das Lichtsignal in der Glasfaser zu einem elektrischen Impuls, der sich multifunktional weiterverarbeiten lässt. Das ganze in einer Qualität, einem Design und einem Tempo, die das Haus zum Weltmarktführer auf diesem Gebiet gemacht haben. Aktuell geht es um Datenübertragungen von 40 Gbit pro Sekunde, die Technologieführerschaft bei demnächst 100 Gbit/s hat man bereits sicher, an der zukünftig nachgefragten, noch rasanteren Beschleunigung wird – gemäß dem Motto „Innovating Faster“ – geforscht. Die Abnehmer aus der hochgeschwindigkeitsorientierten Kommunikations- und Raumfahrtindustrie freuen sich, ich setzte magische Effekte auf die Komponenten, der Kunde war zufrieden und wollte mehr.
Nun also Bilder zum Human Factor, den mittlerweile mehr als 120 Mitarbeitern von u2t photonics in Forschung und Entwicklung, in Management und Produktion. Sofort begeistert war ich von der amerikanischen Campusatmosphäre, vom hierarchiefreien Umgang der Gründer und Chefs mit ihren Mitarbeitern, vom wirklich internationalen Klima. Das machte den Tag höchst angenehm für mich und gut erträglich für all die, denen ich mit unserem Equipment und Team recht eng auf den Leib rücken musste. „Rein in den Reinraum“, also höchste Hygiene in der Chipproduktion, hieß die Devise. Überzieher für Kopf und Füße sowie weiße Kittel waren Pflicht. Plus: sowenig Technik wir möglich. Über das vorhandene Licht hinaus entschied ich mich für flächigweiche, hitzearme Kino-Flo-Tageslichtröhren und glich sie mit Filterfolie an die Farbtemperatur der dortigen Leuchtstofflampen an. Das musste reichen, auch um die laufende Produktion im Schichtdienst nicht zu stören und dennoch ganz nah dran zu sein. Und es reichte gut. Dann einen Blick in die Modulentwicklung, ein paar Teamatmos im Konferenzraum und das geschäftsberichtreife Porträt der beiden u’s aus dem Logo, beider Nachname beginnt mit diesem Buchstaben. So konnte die betreuende Agentur Firmenbroschüre, Website und Messestand der u2t photonics professionell komplettieren und etwas Archivmaterial für PR & Co. sprang auch noch dabei heraus.
Für mich als Fotografen ergibt sich aus den immer schnelleren kleinen Bauteilen ein ganz persönliches Paradoxon. Noch vor wenigen Jahren, im Zeitalter der aufwändigen Printproduktionen mit ihren immensen Datenmengen habe ich die dank u2t heute selbstverständliche Hochgeschwindigkeit fingertrommelnd vor dem Rechner herbeigesehnt. Jetzt, wo die Transferbeschleunigung ständig weiter zunimmt, benötigt unsere Branche sie oft gar nicht, da fürs Internet und digitale Anwendungen die datengeringe Bildschirmauflösung völlig ausreicht. Aber viele andere brauchen sie überall auf der Welt und u2t photonics mit ihren immer schnelleren Innovationen arbeitet für sie.
Ein professionelles Abenteuer
15. Februar 2011Shooting,Digital,Portraits,Advertising
Nehmen wir mal an, Sie schreiben als Geologe an einem Expeditionsbericht mitten in der chilenischen Atacama-Wüste. Oder Sie schwitzen als Schüler an einem Referat in Ihrem DSLfreien Ort im Brandenburgischen. Oder Sie sitzen als Tourist in der Transsib und lösen Kreuzworträtsel. In jedem Fall fehlt Ihnen etwas Wichtiges. Das ist das Wissen, bzw. der Zugriff aus selbiges, weil Sie in diesen und immer noch vielen anderen Gegenden komplett offline sind. Genauer gesagt fehlt Ihnen Ihr Link zu Wikipedia, dem Online-Lexikon, in dem man mittlerweile rund um den Erdball nachschlägt. Und genau das war der Grund für mein Shooting für die Berliner Twoonix GmbH. Denn die haben einen USB-Stick entwickelt, auf den das gesamte Wikipedia-Wissen passt. Der kommt jetzt als WikiTwooGo auf den Markt, passt in jedes Notebook, liefert das, was gebraucht wird, auch außerhalb aller WLAN-Zonen und ist sofort updatefähig, wenn man mal wieder online ist. „Wissen ist sexy!“, lautet das Motto und so sollten unsere Bilder auch aussehen. Also haben wir Sandra als Model gebucht, dazu meine Assistentin, eine Make Up Artistin sowie eine Modedesignerin fürs Outfit und sind so für einen Tag bei mir ins Studio gezogen. Der Kunde war natürlich auch da und ein bisschen aufgeregt, weil es sein erstes großes Shooting überhaupt war. Denn die Twoonix-Leute haben ihr eigentliches, sehr erfolgreiches Hauptgeschäftsfeld im B-to-B-Bereich, sie vernetzen Wissen auf Wiki-Basis für die Volkswagen AG, für Vattenfall und andere. Das macht die Datenorganisation effektiv, stärkt das Projektmanagement und sorgt für ein wirkungsvolles unternehmerisches Miteinander, das sie Zusammenarbeit 2.0 nennen. Ihre anfängliche Unsicherheit konnten wir Ihnen schnell nehmen, als sie sahen, wir attraktiv die Motive sich darstellten. Sandra zwischen den Globen und auf dem Stapel alter Lexika kann man als die seriöse Variante bezeichnen, zum Beispiel für die Ansprache von Reiseredaktionen. Sandra schulterfrei mit WikiTwooGo um den Hals eignet sich fürs breite Roll Out und steuert, wie ich finde, bestens auf das Sexy-Motto zu. So oder so ist die Twoonix GmbH nun gut gerüstet für die Markteinführung des Wissens-Sticks, hat schönes Material für die Pressearbeit, für Flyer und Anzeigen. Meine Schrecksekunde kam dann noch am Ende des Tages, als eine defekte Datei das Herunterladen der Bilder erst im zweiten Anlauf gestattete. Insgesamt war und ist es also für alle Beteiligten ein professionelles Abenteuer: Twoonix hatte das erste Model-Shooting ihrer Firmengeschichte, ich den kleinen Blues mit der Technik und die zukünftigen Anwender von WikiTwooGo werden es wohl bald irgendwo da draußen im Disconnected Outback erleben.
Freitags im Flow
2. Februar 2011Shooting,Advertising,Behind the Scene
Immer Freitags sind sie da. Also „zu Hause“ am Hauptsitz in Berlin und nicht unterwegs in aller Welt bei ihren Kunden. Die Consulting- und Software-Speziallisten in Sachen Logistik und Supply Chain Management von der 4flow AG. Das heißt für mich: Freitag ist der Tag, an dem ich sie alle vor die Kamera „kriege“, um den aktuellen Bilderpool zu schießen. Da frühstücken sie gemeinsam, sind gut gelaunt und so locker, wie man sich Manager beim Shooting nur wünschen kann. Ist auch nicht schwer, wenn man so fein gestylte Büros hat, die im übrigen auch zu der einen oder anderen Kreativagentur gut passen würden. Und wenn man hohe Unternehmenswerte wie Kundenorientierung, Exzellenz, Respekt und Nachhaltigkeit im Schilde führt, die meine Bilder schließlich transportieren sollen. Dieses Mal wurden es 42 Porträts an fünf Locations im Unternehmen, dazu sechs Gruppen- bzw. Raumsituationen – an zwei (Frei)Tagen. Oder anders: 1.500 Bilder pro Tag bei jeweils 45 GB Datenvolumen. Diese Menge liegt an der relativ hohen Auflösung je Foto, die man sonst eher wählt, wenn man auf ein einziges Bild hinarbeitet, hier aber braucht, weil auch Messestände und Printmaterial das Ziel sind. Also kein Presseshooting ausschließlich für Internet und kleine Formate, sondern High End, wie es der Unternehmensvision der 4flow AG entspricht. Neben den sympathisch-energischen Porträts mögen sie solche Sachen wie den Papierflieger, weil das einerseits den anspruchsvollen Charakter des Hauses, aber gleichzeitig das angenehme Klima dank flacher Hierarchien zeigt. Hat ein wenig gedauert, bis es so leicht daher kam, wie es sein soll. Geholfen hat vielleicht auch der Fernseher mit dem aktuellen Spiel der Fußball-WM, so dass wir en passant mitverfolgen konnten, wie die Holländer die Brasilianer aus dem Wettbewerb kegelten. Für mich allerdings war das Shooting mit dem Schlusspfiff noch nicht erledigt. Denn getreu der Regel „Je höher die Auflösung, desto dicker die Datenpakete, desto länger die Rechnerwege“, hatte ich nach den beiden Freitagen noch einiges zu tun, bis die Bilder inhaltlich und logistisch einwandfrei zum Kunden gehen konnten. Aber da das Ergebnis überzeugt und 4flow souverän präsentiert, kann ich nur sagen: Ich freue mich schon auf den nächsten Freitag.
Ich alter Hase !
22. September 2010Shooting,Advertising
Jetzt also Frankfurt. Im Schatten von Bankentürmen. Radio Energy übernimmt Main FM und erobert von dort aus Deutschlands klassisches Ballungsgebiet. Und ich bin auch wieder dabei. Pünktlich zum Auftakt Anfang September wurden die Porträts der Moderatoren, Redakteure und Disponenten gebraucht. Das hieß: 19 Personen im 20-Minuten-Takt, direkt beim Sender, keine Umbauzeiten, wenig Platz für mich, fürs Make Up und den Assistenten. Dazu ein paar Power-Shoots von Nina und Friso, dem Start-Up-Anchor-Duo, also den Beiden von der lokalen Morningshow. Und schöne Gruppenfotos für die Pressemappe. Hier wurde es dann wirklich eng, so dass wir uns für die Ringelpiez-Perspektive von unten auf dem Flur entschieden. Diese Notlösung entwickelte sich zur richtig runden Sache und hat Laune bei allen gemacht, denen ich zu Füßen lag. Überhaupt die Leute: alles Radio-Profis, die nicht nur „on air“ überzeugen, sondern auch vor der Kamera sofort auf den Punkt kommen. Da wird nicht lange gefackelt und gewackelt, jeder spielt mit oder weiß selbst recht genau, wie er sich optische Vorteile verschafft. Was dazu kommt: Ich bin ja auch irgendwie schon ein alter Radiohase. Seit bald 15 Jahren turne ich durch die Studios und Redaktionsräume der Republik oder hole die Leute zu mir. Eingestiegen bei Energy Berlin, zwischendurch für Kiss FM, den Berliner Rundfunk, rs2, Sky FM und Radio Bob, und nun wieder für Energy, hier an der Spree und dort am Main. Da lernt man: Fotograf und Radiohead haben ja so einiges gemeinsam. Mein Job ist genau so ein Frühaufsteherberuf wie der des Morgenmoderators. Mein Tag hat ähnlich viel mit Animation zu tun wie der vor dem Mikrofon. Schnell und auf die Sekunde pünktlich muss ich auch sein. Treffsicher und technisch versiert sowieso. Und ohne die – nennen wir es mal – positive Grundstimmung geht gar nichts. Fehlt noch die Prise Überraschung und das Quäntchen Überzeugung. Eigentlich könnte ich jetzt auch beim Radio anfangen. Wenn ich nicht so gerne Fotograf wäre.
Warten ohne zu warten
8. Juli 2010Shooting,Advertising
Als Kunde höchstpersönlich am Bildschirm begrüßt werden. In der E-Klasse sanft durch die Toskana gleiten. Mit dem SLS AMG ein paar scharfe Loops im Tunnel drehen. Im Oben-Ohne-Modus für den Doggie einfach den Air Cap zuschalten. Zwischendurch etwas über den kostenlosen Hol- und Bringeservice oder den aktuellen Klimaanlagen-Check erfahren. Und stets via n-tv auf dem neuesten Stand sein. Das ist Daimler-TV, so wie es jetzt in immer mehr Mercedes Benz Niederlassungen zu sehen ist. Denn hier heißt warten nicht warten. Sondern eine entspannte Zeit mit freundlichen Menschen in einer angenehmen Umgebung zu verbringen. Und dabei über alles zu verfügen, was man in einer topmodernen Location erwarten kann. Vollkommen selbstverständlich einzutauchen in die Mercedes Benz Welt eben.
Inszenieren Sie das dezent, so lautete meine Aufgabe. Damit immer mehr Vertragspartner auf den Daimler-TV-Geschmack kommen. Und zwar auch die, deren Verkaufsräume noch nicht so riesig und noch nicht so super stylish sind. Daimler-TV soll in kleinen und großen Häusern funktionieren, als Medium überall mit den hohen Anspruch der Marke sichern.
Also machten wir uns auf den Weg. In die große Mercedes-Welt in Berlin, in die chicen Hallen von Chemnitz und die eher kleineren Häuser von Dresden und Norderstedt. Mit viel Licht, großer Technik, jeder Menge Material und vielen zupackenden Händen. Es wurden Ledersofas gerückt. Stühle im Bistro verschoben. Coffee-Bars ausgeleuchtet. Direkt an den Service-Counter gegangen. Die kleinen Mercedes Bobby Cars in Szene gerollt. Mitarbeiter und zufällig anwesende Kunden diskret mit einbezogen. Perspektiven mit den blinkenden Karossen probiert. Und natürlich solange an den Screen-Stellwänden fürs Daimler-TV geschoben, bis die fürs Haus optimale Position erreicht war. Das hat Spaß gemacht, kann sich sehen lassen und zeigt die ganze Bandbreite, die ein permanenter Fernseh-Auftritt in einem Autohaus haben kann. Ganz nebenbei dürfte der eine oder andere Mercedes-Vertragspartner auch gleich ein paar Einrichtungsideen erhalten haben. Für den Fall, dass er sich für die Installation von Daimler-TV in seinem Hause entscheiden wird.
Und für uns hat sich ein Satz des berühmten Porträtfotografen Arnold Newman auch auf diesem Gebiet erneut bewahrheitet: „Fotografie heißt, zu 95% Möbel rücken und zu 5% fotografieren.“
7 Tage. 50.000 Bilder. Und 1 Gedanke.
2. Juni 2010Film,Video,Advertising,Behind the Scene
Ein Kleid aus Muskelsträngen. Auf dem Dach das motorische und sensorische Homunculus-Paar. An der Fassade der nächtliche „Walker“, eine Inszenierung aus 15 Lichtpunkten, die den menschlichen Bewegungsablauf weithin sichtbar demonstrieren. So präsentiert sich das Science Center Medizintechnik, das die Otto Bock Healthcare 2009 zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor platzierte.
Ich hatte zunächst mit dem Innenleben, mit der Anatomie und dem Herzen dieses klugen weißen Würfels, zu tun. Und zwar ziemlich intensiv. Unter dem Motto „Begreifen, was uns bewegt“ zeigen multimediale Stationen und Installationen dem Berliner und Touristen spielerisch, wie komplex unsere Abläufe zum Beispiel beim Gehen oder Greifen funktionieren. Wie die Natur Otto Bock als Vorbild dient, um anspruchsvolle Medizintechnik für Behinderungen und vorübergehende Einschränkungen zu erforschen und zu entwickeln. Dafür habe ich 50.000 Bilder in einer Woche gemacht. Menschen beim Balancieren, beim Treppauf und Treppab, beim Gummi Twist, beim Papierfliegerwerfen, beim Geigespielen, beim Gewichtestemmen, beim Trampolinspringen, beim Werfen, Greifen, Hüpfen, Rennen, Schnipsen und beim Händeschütteln. Alles in allem etwa 60 Motive. Je Ablauf von A bis Z. Bei mir im Studio, mit der Digitalkamera vor Green Screen, 11 Bilder pro Sekunde, bis zu 120 Stück en suite, unter jeder Menge Heißlicht. Foto statt Video, weil wir eine hohe Auflösung brauchten, um auch über drei Monitore in der Ausstellung noch brillant zu sein. Verantwortlich für dieses virtuelle Erlebnis war die Berliner Art + Com. Die entstandene Inszenierung menschlicher Motorik kann man nun seit einem Jahr auf drei Etagen im Science Center sehen, bestaunen und mit den eigenen Händen und Füßen interaktiv begreifen und beschreiten. Das macht Kompliziertes wunderbar leicht, nimmt ganz allgemein die Scheu vor Handicaps, verdeutlicht, wie man vom natürlichen Vorbild zu hochfunktionellen Prothesen, Orthesen und Rollstühlen kommt und zeigt, dass erst durch diese Synthese paralympische Spitzenleistungen möglich werden. Unterm Strich sehr lehrreich, wirklich spannend, ein Genuss aus Wissenschaft, Technik und Medienkunst.
Und so anregend, dass mir der Gedanke kam, eine Frage von Sugimoto Hiroshi neu zu interpretieren: Wie viel Schärfe braucht eine Architekturfotografie? Kann die unscharfe Fassade den Charakter eines Gebäudes vielleicht sogar besser transportieren als der klassische Fokus? Reduziert der Dreh an der Linse das Haus auf das Wesentliche? Wissen wir mehr, wenn wir weniger sehen? Und wo ist die Grenze vom Foto zum Bild erreicht? Das „Muskelhaus“ von Otto Bock ist – siehe oben – ein gutes Exempel für diesen Gedanken, meine ich. Was denken Sie?
Erdbeeren im März
20. Mai 2010Shooting,Advertising
Gurken und Trachten, Kähne und Kanäle – so kennt man ihn: den guten alten Spreewald. Höchste Zeit, dachte man sich, um frische Farbe in diese traditionsreiche Region zu bringen. Ist doch die Königin der Beeren hier zu Hause. Mit Spreewälder Erdbeergenuss junge Gäste und wellnessverwöhnte Entspannungssuchende auf den touristischen Geschmack bringen. Eine neue Dachmarke für alle Anbieter war die Idee. Ein Key Visual musste her. Fürs Plakat, fürs Internet, für die Flyer und die gesamte achtwöchige Aktion im Frühsommer. Einziges Problem: es war erst Anfang März, der Frost wollte nicht weichen, keine Früchte im Gebiet. Also kamen sie zu mir ins Studio. Brachten einen halben Kahn mit. Jede Menge Stroh. Ein paar Frühlingsblumen. Und doch, tatsächlich Erdbeeren. Wir haben erstmal das Wasser fürs Boot gebaut. Ein paar Grünpflanzen dazu getan. Dann den Kahn ausgeleuchtet, bis es von oben passte. Unserer Erdbeerkönigin wurden die Locken gedreht, leicht und verspielt sollte es sein. Ich habe die Bluse gebügelt, weil ich gerade eine Hand frei hatte. Das Styling ging nur bis zur Hüfte, Jeans und Turnschuhe des Models blieben außerhalb des Bildes. Dann durfte sie es sich bequem machen und zu den Beeren greifen. Und ich habe auf den Knopf gedrückt, bis wir eine hübsche Auswahl, die Lust und Laune macht, beieinander hatten. Alles in allem hat das einen Tag gedauert, der fast so entspannt war wie das, was die Spreewaldbesucher nun erwartet. Frische Erdbeeren zum Frühstück, Erdbeer-Windbeutel und Erdbeerwein, Erdbeerpeeling und Erdbeerölmassage, Erdbeersalz mit Prosecco in der Grotte, Erdbeeren mit Senf, Pfeffer und Meerrettich (oho), Erdbeeraufguss und Erdbeeren im Hamam...Es ist wirklich äußerst erdbeerig, was Hotels, Gastronomie, Bauern, Manufakturen, Mostereien, Thermen, Kahnbetreiber und alle anderen aus der Gegend jetzt bis Juli da so auffahren. Das ist die fruchtigste Art, den Sommer zu beginnen und bringt neues Leben in den Spreewald. Dank der Erdbeere und unserer fruchtbaren Bemühungen im Winter. Ach so: die Erdbeeren für das Shooting kamen übrigens aus Spanien. Gut fürs Auge aber kein Vergleich zu denen von hier, die jetzt reif sind.