Axel Veit 3
Axel Veit 3

Kaum ist man weg, kriegt man einen Job. Und dann auch noch so einen feinen, schönen, gediegenen Auftrag direkt aus dem Berliner Regierungsviertel. Klingt paradox. Heißt es doch in der allgemeinen Branchenhatz: Wer nicht da ist, verpasst alles. Oder zumindest das Wichtige.

Diese Regel griff diesmal bei mir nicht. Zum Glück. Denn kaum zurück von einem Kurzurlaub war ich geladen zu einer Showroomeröffnung am Spreeufer. Es war kalt und windig im November, als ich die Tür zum Souterrain einen Steinwurf entfernt vom Schloss Bellevue öffnete.

Und da waren sie: Gut aufgestellte erlesene Möbel in bestechender Form. Der Mann, der der Kollektion seinen Namen gibt. Die freundliche Frau, die Axel Veit zur Seite steht. Ein mir wohl bekannter Texter. Die ersten Gäste aus der Branche, die nach und nach eintrudelten. Und Moritz, eine Rhodesian Ridgeback, der noch nicht wusste, welch wichtige Rolle auf ihn zukommen würde.

Dann ging es ganz schnell. Fachgespräche perlten durch den Raum. Meine Erfahrungen mit den Design-Klassikern von minimum start und minimum used waren gefragt. Über das Stilwerk Berlin wurde diskutiert. Die Chancen für Premiummöbel und exquisite Einzelstücke kamen auf den Tisch. Der Lounge Chair „Marlon“ von Axel Veit wurde ausgiebig zur Probe „besessen“. Seine großzügige Sitzfläche, die vielfältige Positionen gestattet, gelobt. Seine breite, einladende Rückenlehne, bei der auch die Arme wissen wohin, als wohltuend empfunden. Es wurde über die wertige Verarbeitung gesprochen. Über die zu „Marlon“ gehörenden Ottomane, Side- und Coffee- Tables. Über das dezente Markenzeichen auf der Unterseite. Über die Vorzüge der vielen Stoff- und Lederbezüge, die der Besitzer in Korrespondenz mit dem Design und seinen Räumlichkeiten zur Entfaltung seiner persönlichen Note nutzen sollte. Über den Hauch 50iger Jahre, der hier selbstbewusst in Richtung Moderne spaziert. Es ging hin und her. Ich war noch ein wenig müde von der Reise. „Ich brauche dringend ein paar Freisteller von „Marlon“ für die Möbelmesse“, sagte Axel Veit. „Ich kann die nächste Woche bei mir im Studio machen“, antwortete ich. „Wann?“ „Ich hole die Sachen am Dienstag ab und zwei Tage später hast Du die Bilder.“

So hat das angefangen in den ersten Dezembertagen. Und so ging es im Februar und März weiter. Eine Broschüre für die „Marlon“-Familie und „Ax“, Axel Veits superreduzierter Rundstahl-Linie mit federleichter Optik wurde entwickelt. Der Internetauftritt wurde mit frischen Bildern ausgestattet. Die Presse informiert. Ein Flyer aufgelegt. Ein Porträt vom Firmenchef gebraucht. „Marlon“ gewann den interior innovation award 2015. Erhielt den Design Award 2015. Wir hatten zu tun. Denn mit den Freistellern allein – jedes Stück in fünf Positionen, dazu die Details und die ganze Gruppe – war es natürlich nicht getan.

Damit die Kunden sich vorstellen können, wie die Möbel im Raum wirken und wie man Formen und Materialien miteinander kombinieren kann, haben wir den chicen Showroom einfach zur Location gemacht. Dabei wurde wieder einmal wahr, was Arnold Newman über das gelungene Porträt geäußert hat: Ein gutes Bild ist 90 Prozent Möbelrücken und 10 Prozent Fotografie. Axel Veit und ich haben das allein gemacht. Ohne Assistent, ohne Stylistin, ohne Art Director oder Agentur. Aber mit der edlen, sparsamen Deko, dem Fischgrätparkett, der großflächigen Kunst und dem ansprechenden Blick nach draußen Richtung Wasser. Und mit der vollen Lichtleistung, die man bei Möbeln braucht, um das weiche Grundlicht mit harten Akzenten für die Strukturen von Holz, Stoff und Leder anzureichern.

Das alles war wirklich schön und sehr stimmig. Aber für den Broschürentitel noch nicht genug. Hier kam uns zugute, dass wir doch nicht ganz allein waren. Dass wir den vollkommen entspannten Moritz in der Hinterhand hatten. Dass ein Tier, welches ganz in sich ruht, für die Prise „Menscheln“ sorgen kann, die andere dann als das gewisse Extra empfinden. Moritz macht sich gut dort neben „Marlon“. Er wartet in aufmerksamer Lässigkeit auf Frauchen oder Herrchen, die sich alsbald zur blauen Stunde auf Chair und Ottomanen begeben mögen. Er scheint zu wissen, welche Art von Freiheit es braucht, um sich für wenige, aber erstklassige Möbel zu entscheiden.

Nun hoffe ich sehr, dass es weiter aufwärts geht mit Axel Veit, mit der Marke AXEL VEIT, mit „Marlon“, mit „AX“ und mit dem Showroom in exponierter Lage. Dass immer mehr Leute – wie auch ich – Gefallen finden an dieser Art Reduktion, die nichts zustellt und für große Interpretationen offen ist. Bis dahin könnte ich ja wieder einmal auf einen Kurzurlaub verschwinden. Ohne große Gedanken an das Wichtige, das Verpassen, die permanente Präsenz. Was darauf folgen kann, ist mit ja nun bekannt.

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